1. und 2. Lebenswoche

Katzenkinder kommen mit geschlossenen Äuglein und noch fest verschlossenen Öhrchen zur Welt. Blind und taub liegen sie in der Wurfkiste, so die Mutter diese angenommen hat, oder eben im Kleiderschrank, der Kratztonne oder eben auch im Bett.

Wie viel Menschenkontakt ist denn in dieser Zeit überhaupt sinnvoll, wenn die Kleinen zu Beginn ohnehin nichts hören und sehen? Schon von Anfang an funktioniert der Geruchssinn der kleinen Süßen ausgezeichnet, sie gewöhnen sich sehr schnell an den Geruch der Mutter und auch an die Hand des Züchters, der sie ja auf alle Fälle einmal täglich zum Wiegen aus der Wurfkiste "pflückt". Ich selbst pflege die Kleinen nicht nur zu wiegen, sondern nehme sie mehrmals täglich aus der Kiste heraus, streichle sie und merke meist schon nach ein bis zwei Tagen, wie sich die kleinen Körper auf der Hand entspannen und die Streichelmassage genießen. Meine Katzendamen vertrauen mir aber und lassen mich wirklich in jeder Situation an sich und den Nachwuchs heran.

Wir dehnen nach etwa drei Tagen die Besuche bei den Kleinen auch auf den Rest der Familie aus, das heißt auch die Kinder dürfen ganz vorsichtig (saubere Finger sind natürlich Bedingung) streicheln. ... Auf diese Art lernen die Kleinen schon eine vielfältige Geruchswelt kennen, verbinden bestimmte "Nichtmama"-Gerüche auch bereits mit angenehmen Gefühlen und erlernen auf diese Art und Weise, dass nicht alles, was fremd riecht, gleich gefährlich sein muss.


3. bis 5. Lebenswoche

Gut, es gibt die frühreifen unter den Kätzchen, die bereits mit vierzehn Tagen anfangen, auf wackeligen Beinchen ihre Umwelt zu erkunden. Doch viele verbringen die ersten vier Lebenswochen überwiegend in der Wurfkiste. Umweltreize sind aber dennoch wichtig für die Kleinen. Putzroutine gehört im Katzenhaushalt zum täglichen Leben ... der Staubsauger gehört dazu! Ein fauchendes furchterregendes Monstrum, welches keineswegs bei allen Katzen beliebt ist. Wenn Katzenkinder von klein auf erleben, dass von diesen "Saugrüsslern" keine Gefahr ausgeht, diese zwar Krach machen, aber ihnen kein Leid geschieht, sitzen sie auf den Staubsaugerschlitten und lassen sich durch die Wohnung kutschieren oder greifen spielerisch die Düse an. Zumindest verschwinden sie aber nicht auf Nimmerwiedersehen unter dem Bett oder dem Schrank, wenn die tägliche "Saugerparty" zelebriert wird.

Gut, Katzenkinder schlafen auch viele Stunden am Tag und dösen und nuckeln bei Mama, aber das ist kein Grund, sie völlig isoliert in einem Katzenzimmerchen aufzuziehen, in dem nichts los ist und das außer einer Person kein Mensch betreten darf. Natürlich ist es zur Sauberkeitserziehung der Kleinen nicht sinnvoll, sie den ganzen Tag auf 200 Quadratmetern Wohnfläche nach Gusto herumspazieren zu lassen, denn da werden sie kaum zuverlässig stubenrein, aber kleine Ausflüge sollten schon mal unter Aufsicht drin sein. Ich lege in diesem Alter meine Kitten oft auf den Rücken in die geöffnete Hand und kraule ihren Bauch und fasse sie gezielt an allen möglichen Körperstellen vorsichtig an. Man kann auch herrlich TTouches anwenden und so das Kitten in eine völlige Entspannung bringen, die sich meist auch durch lautes Schnurren bemerkbar macht, ja, manchmal schlafen sie sogar lang gestreckt auf der Hand ein. So entwickelt sich ein tiefes Vertrauensverhältnis zwischen Mensch und Katze, das es Mensch und Tier später in vielen Situationen leichter macht. Sie sehen aber schon, es kostet alles viel Zeit, die man sich einfach nehmen muss ... Ob man überhaupt züchten sollte, wenn man Single ist und ganztags außer Haus berufstätig? Darüber existieren sehr unterschiedliche Meinungen - ich denke, wenn man bereit ist, den Jahresurlaub und einen Löwenanteil der Freizeit für die Katzen zu opfern und es mit der Zucht nicht übertreibt, was die Anzahl der Würfe angeht, mag es prima funktionieren, aber eine wirklich intensive Beschäftigung mit dem Katzennachwuchs ist zeitintensiv - das sollte man sich immer vor Augen führen. Aber diese Zeitinvestition lohnt sich! Und obendrein macht der Umgang mit den kleinen Felltigern ja auch viel Freude, denn sonst würde man sich ja auch nicht gerade der Zucht von Katzen verschrieben haben, oder?


6. bis 11. Lebenswoche

Jetzt geht es rund im Katzenleben: Raus aus Wurfkiste und Laufstall und auf geht's für die kleinen Abenteurer. So vieles muss erkundet werden. Es wird gespielt, geklettert und gesprungen ... bestimmt ist ihr Haushalt katzensicher. Aber bevor eine Horde kleiner Katzenteufelchen durchs Haus zieht, lohnt es sich durchaus, noch mal alle Ecken und Winkel auf Katzenhöhe zu durchkriechen und eventuelle Fallen zu beseitigen. Unangenehme Erfahrungen sollte man den kleinen Pelztierchen nach Möglichkeit ersparen und möglichst viele angenehme Umwelterfahrungen herbeiführen, wenn man mit wirklich menschenbegeistertem Nachwuchs glänzen möchte, der auf die späteren Kittenbesitzer mit Elan zustürmt und völlig ohne Scheu auch den Tierarzt beim Impftermin um den Finger wickelt.

Bei den langhaarigen Samtpfoten wird es nun auch Zeit, das Kämmen und Bürsten mit einer weichen Babybürste häufiger zu üben.

Apropos Tierarzt: Es ist natürlich schön, wenn der Weißkittel sich zum Hausbesuch aufmacht, um die kleinen Katzenkinder zu untersuchen und zu impfen ... schließlich wimmelt es in Tierarztpraxen von Keimen, aber wenn man den Kleinen diesen Luxus bietet, sollte man trotzdem wenigstens ein- oder zweimal das Autofahren und damit auch den Transport im Kennel üben. Ist die Mutter ein leuchtendes Vorbild, was den Transport angeht, sprich verhält sie sich gelassen und ruhig, darf sie mit ... gehört sie aber zu den Katzen, die nach zwei Minuten Autofahrt schon erbrechen und unter sich lassen vor Angst, die Geräuschkulisse mal ganz außer Acht gelassen, bleibt sie besser daheim, wenn man mit den Kleinen übt. Es kann auch hilfreich sein, wenn man statt der Mutter einen ruhigen autobegeisterten "babylieben" Kastraten mitnimmt, der den Kleinen durch seine Ruhe zeigt, dass nun nichts Schlimmes geschieht. Klappt das Fahren in der Gruppe gut, sollte man eventuell auch noch mit den Kleinen eine kurze Einzeltour einplanen. Natürlich immer mit einem Helfer dabei, der dem Kätzchen Mut zusprechen kann und es beruhigt. Nach der Spritztour gibt es ein Leckerli und so lernt die kleine Katze, dass Autofahrten nicht immer beim Tierarzt enden und eigentlich ganz nette Abwechslung bedeuten.


12. bis 16. Lebenswoche

Mittlerweile haben sich ihre kleinen Kätzchen sicher schon zu richtigen kleinen Tyrannen gemausert, die so leicht nichts mehr aus der Bahn wirft. Nun wird es Zeit fürs Abschied nehmen: Bei den frühreifen Rassen geht es etwas früher ins neue Zuhause, bei den langsamer reifenden Rassen schadet es nicht, wenn sie noch bis zur 16. oder 17. Woche bei Mutter, Geschwistern und Mitkatzen bleiben, denn das soziale Lernen in der Katzengruppe hört jetzt nicht auf. Viele Mütter säugen ihre Kleinen auch jetzt noch und das Kätzchen lernt bei anderen Katzen des Haushaltes auch seine Grenzen kennen. Es ist eben nicht immer erwünscht, wenn man sich auf eine schlafende ältere Katze stürzt und diese ärgert ... aber so lernen die Kätzchen, auch mit einem Faucher zurechtzukommen, was ihnen die Eingliederung in einen neuen Haushalt mit bereits vorhandenen Katzen sehr erleichtert.

Sie werden sich nun vielleicht fragen: Wozu der ganze Zirkus? Insbesondere werden Sie sich diese Frage stellen, wenn sie bislang erst eine oder zwei Katzen haben, die ohne irgendwelche Verhaltensauffälligkeiten in Ihren Haushalt gekommen sind. Ganz einfach: Es gibt sie, die Katzenkinder, die so überbehütet aufgezogen werden, dass sie außer ihrem Züchter nie eine andere Person gesehen haben, bis sie die Cattery verlassen. Kommen solche Katzen dann in eine "normale" Familie mit Kind und Trubel, sind sie erst einmal für einige Tage auf Tauchstation. Und wenn die Überbehütung durch Vernachlässigung ersetzt wird ... dann gibt es leider auch die Katzen, die aufgrund von Versäumnissen in der Kinderstube nie oder erst nach vielen Monaten (oder gar Jahren) mit viel Geduld der neuen Besitzer dazu gebracht werden können, ein halbwegs gutes Vertrauensverhältnis zum Menschen zu entwickeln. Verhaltensgestörte ängstliche Kätzchen sind sicher eher zu erwarten (und da kann man sich auch nicht beschweren), wenn man "Wildlinge" vom Bauernhof oder einer Tierschutzorganisation adoptiert, sie sollten aber nicht vorkommen, wenn man sie beim guten Züchter erwirbt!


Fazit Katzenaufzucht

Bei der Aufzucht kleiner Kätzchen sollte man eine abwechslungsreiche katzengerechte Umgebung mit altersgerechtem Spielzeug anbieten und die Kitten nicht vom normalen Alltagsgeschehen im Haushalt abschirmen. Ein ständig laufender Fernseher oder Radio, ersetzen ganz bestimmt nicht die intensive menschliche Zuwendung, die jedes Kätzchen schon von ganz klein auf verdient hat. Wir alle haben doch gerne begeisterte Anrufe oder E-Mails nach der Abgabe der Kleinen an neue Katzeneltern ... und die bekommt man nun einmal nur, wenn das Kätzchen neben Gesundheit auch die nötige Wesensfestigkeit und Verschmustheit mitbringt, die sich sowohl Liebhaber als auch Aussteller und Züchterkollegen vom neuen Katzenkind erwarten.

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